Raus aus der Komfortzone

Ja, wir mussten und wollten raus aus unserer Komfortzone. Das war schon lange unser Plan und längst überfällig. Raus aus unserer sicheren Blase, gefüllt mit Menschen, die unsere Meinung teilen und unsere Ansichten super verstehen. Wo man bestätigt wird und sich gar nicht erst rechtfertigen muss. Unsere wohlig-warme, sichere Blase, die eben doch nur eine Blase ist.

Letzten Samstag war es dann so weit. Ein bisschen hinausgezögert haben wir es noch, nach dem Frühstück wurden erst mal Storyboards bereits gesammelter Geschichten und das Konzept für eine bevorstehende Ausstellung besprochen.

Aber irgendwann hieß es doch, „Los, fahren wir.“ und wir machten uns auf den Weg. Erstes Ziel war das einst verrufene Franckviertel in Linz. Getrieben von der Motivation,  mit Menschen zu sprechen, denen wir in unserer Blase nicht so schnell begegnen oder - worst case - um die wir sonst vielleicht auch einen großen Bogen machen, rüsteten wir uns mit einer Packung Clever Waffeln und der aktuellen Ausgabe der Kronenzeitung  aus (im Eifer des Gefechts ein äußerst unreflektierter Schmäh).

Schnell hatten wir auf einer Parkbank einen Mann und eine Frau bemerkt, auf deren Geschichten wir neugierig waren. Wir setzten uns auf die Parkbank neben die zwei und siehe da, es dauerte keine fünf Minuten, bis wir mit ihnen – Jürgen und Sonja (Namen geändert) – ins Gespräch kamen. Ob wir öfter hier seien, wollten sie wissen, denn sie hätten uns noch nie gesehen. Und warum wir gar nicht beim Brunnenfest seien, eine tolle Band spiele dort, Essen und Getränke gäb's, veranstaltet würd es von der FPÖ oder so.

Nachdem wir uns eine Zeit lang unterhalten hatten, beschlossen wir zu fünft, auf einen Spritzer zum Brunnenfest zu schauen. Da gingen wir also – Jürgen, Sonja, Valerie, Anna und Kathrin – die letzteren wohl mit einer zwar neugierigen, aber auch nervösen Erwartungshaltung. Dann saßen wir auf unserem Biertisch, definitiv außerhalb unserer Komfortzone, tranken Spritzer weiß und unterhielten uns.

Sonja, anfangs eher wortkarg und zurückhaltend, blühte auf einmal auf. Sie meinte, dass sie im Grätzl eher selten auf Leute treffe, mit denen man sich “normal” unterhalten könne. Das war bestimmt mitunter ein Grund, warum sie schier nicht mehr aufzuhalten war, als sie von ihrer Beziehung mit Jürgen erzählte, von der Eifersucht gegenüber einer Nebenbuhlerin, von ihrem Vorhaben, in der kommenden Sternschnuppennacht ein Picknick an der Donaulände zu machen und ihrem Traum, mit Jürgen in der Steiermark ein neues Leben aufzubauen, weil sie weiß, dass sie ihn nur fern vom Linzer Umfeld vielleicht vom Alkoholismus wegbringen könnte. Da öffnete sie sich, Sonja, die in Jordanien geboren wurde und im Alter von fünf Jahren nach Österreich kam, der die Message der politischen Veranstaltung wurschter nicht sein könnte (so wirkte es zumindest auf uns), und genoss es, dass ihr – vielleicht seit langem wieder mal – jemand zuhörte.

Jürgen ist der Coole, Alkoholiker, Waise, Weiberer, ihn kennt das gesamte Viertel, inklusive der Polizei. Er erzählte von seinen verstorbenen Eltern, seinen Kindern, seinen Versuchen, vom Alkohol wegzukommen, von seiner Fußballkarriere in jungen Jahren und und und. Auch ihm gefiel es, drei junge Menschen gegenüber zu haben, die zuhörten, wenn auch nicht auf so offensichtliche Weise wie Sonja.

So verging die Zeit, etwa zwei Stunden, bis wir uns verabschiedeten, nachdem uns Sonja erzählt hatte, an welchen Plätzen in Linz wir uns demnächst wieder sehen könnten.

Was ist in unseren Köpfen geblieben? Zuerst einmal die ganz eigene Art von Diversität unter den Veranstaltungsbesucher*innen. Der alte Mann, bei dem das Hemd nicht mehr zuging und unser Blick deshalb unweigerlich auf den rausquellenden Bauch fiel, die Muskelmänner mit den Armen voller Tattoos, das junge Mädl mit den pinken Haaren, der Schlagersänger mit dem roten Kopf,... alle akzeptierten einander, wie sie waren. Politik war nebensächlich, der Großteil war wohl wegen dem billigen Kotelett mit Erdäpfelsalat und dem Spritzer gekommen - und -  der tollen Livemusik.

Wahrscheinlich geht es doch den meisten Menschen, unabhängig von sozialer oder wirtschaftlicher Stellung, politischer Gesinnung et cetera darum, ein soziales Umfeld zu haben, in dem man akzeptiert und respektiert wird. Würde auf den Plakaten neben der Bühne und in den Parteizeitschriften, die auf den Tischen liegen, nicht offensichtlich oder unterschwellig etwas anderes kommuniziert, würde der Spritzer dort doch viel besser schmecken.

Syrienkonflikt kurz und knapp erklärt - die Challenge

Tagtäglich hört man von den zahlreichen Flüchtlingen, die nach Europa kommen. Die Mehrheit von ihnen kommt aus Syrien. Auch wir sind im vergangenen Jahr vielen jungen Menschen aus Syrien begegnet. Sie mussten ein Heimatland verlassen, in dem bereits seit Jahren Bürgerkrieg herrscht. Ein Ende des Syrienkonflikts ist so schnell nicht in Sicht. Das sind, leicht überspitzt gesagt, die Infos, die für jede und jeden von uns leicht zugänglich sind. Aber wenn man mehr wissen möchte? Worum geht’s eigentlich im Syrienkonflikt? Was waren die Auslöser dafür? Wer sind die Menschen, die fliehen müssen? Und wo liegt Syrien eigentlich?

Wie ich finde, ist es eine ziemliche Herausforderung, die Geschehnisse in Syrien zusammenzufassen, ohne dass dabei ein zweistündiger Vortrag oder ein 27-seitiger Bericht (der nur von wenigen gelesen werden würde) herauskommt.

Aber ich wage mich nun an diese Aufgabe heran und wir werden sehen, wo es hinführt... Anspruch auf Vollständigkeit kann ich in diesem Artikel nicht erheben.

Beginnen wir einmal mit der Frage, wo Syrien liegt, die ist nämlich noch recht einfach zu beantworten. Syrien liegt im Nahen Osten in Vorderasien und grenzt an die Türkei, Irak, Jordanien, Israel, Libanon und das Mittelmeer:

© Google Maps 2016

In Syrien herrscht Bürgerkrieg. Das wissen wir schon. Begonnen hat er 2011. Im Zuge des Arabischen Frühlings kam es auch in Syrien zu Protesten der Bevölkerung. Demonstriert wurde unter anderem gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad, das die Menschen in Syrien, vor allem jene, die Kritik an der Regierung übten, unterdrückte, verhaftete, folterte und manchmal sogar tötete. Aus anfangs friedlichen Protesten entwickelte sich schnell ein komplexer Bürgerkrieg. Zahlreiche Parteien mit unterschiedlichen Interessen kämpfen gegeneinander (da wird es jetzt schon ziemlich kompliziert).

Das sind zum einen Unterstützer und Gegner des Assad-Regimes. Das syrische Regime will an der Macht bleiben, die syrischen Rebellen möchten die jetzige Regierung stürzen und selbst an die Macht. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ hat das durch den Bürgerkrieg entstandene Chaos in Syrien genützt und weite Teile des Landes erobert. Der „Islamische Staat“, kurz IS, will Syrien abschaffen und ein länderübergreifendes islamisches Herrschaftsreich errichten. Dann kommen noch andere Interessenten ins Spiel, unter ihnen die USA und Russland. Russland auf Präsident Assads Seite und die USA als Unterstützer der Rebellen.

Das Ausmaß der Grausamkeiten im syrischen Bürgerkrieg ist für Menschen, die in Ländern leben, in denen Frieden herrscht, kaum vorstellbar. (Und die Recherche dazu ist – milde ausgedrückt – ziemlich deprimierend.)
Immer wieder gab und gibt es Angriffe auf die Zivilbevölkerung, es kam auch zum Einsatz von Fassbomben und Chemiewaffen, die Auswirkungen davon sind besonders schlimm. Systematische Massenhinrichtungen von jungen Männern, aber auch Frauen und Kindern, sind keine Seltenheit. Der IS, aber auch das Assad-Regime sind dafür verantwortlich, um die Rebellen zu bestrafen.
In Gefängnissen des Regimes kommt es regelmäßig zu Folter bis hin zum Tod und systematischen Vergewaltigungen. Auch syrische Rebellengruppen und der Islamische Staat schrecken nicht vor Foltermethoden und Vergewaltigung zurück.
Ganze Städte und Dörfer liegen in Trümmern und werden systematisch ausgehungert. Das geschieht nicht nur durch das Assad-Regime, auch durch andere Konfliktparteien. Von Oppositionellen oder dem IS gehaltene Städte werden von jeglicher Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten oder Strom abgekapselt. Einmal mehr muss die Zivilbevölkerung leiden, besonders schwer trifft es ältere Menschen, Frauen und Kinder. Aushungern als Waffe wurde auch im syrisch-palästinensischen Flüchtlingslager Jarmuk angewendet, aus dem der junge Musiker Aeham Ahmad kommt. Seine berührende Geschichte könnt ihr im Blickwinkel Comic Bewegte Tasten lesen.

Jarmuk im Februar 2014 © AFP/UNRWA

Der Bürgerkrieg in Syrien forderte seit seinem Beginn im Jahr 2011 mindestens 250.000 Todesopfer. Die Dunkelziffer könnte jedoch bei über 400.000 liegen. Ein Großteil der Opfer sind Zivilisten.
Die Hälfte aller Menschen aus Syrien hat durch den Krieg ihr Zuhause verloren. Die Zahl der syrischen Flüchtlinge beläuft sich mittlerweile auf etwa zwölf Millionen. Fast sieben Millionen Menschen sind innerhalb von Syrien auf der Flucht, man nennt sie Binnenvertriebene. Etwa fünf Millionen Syrerinnen und Syrer mussten ihr Heimatland verlassen, der überwiegende Teil von ihnen lebt nun in den Nachbarländern Syriens, vorwiegend in der Türkei, dem Libanon und Jordanien.
Und wie viele syrische Flüchtlinge sind bisher nach Europa gekommen? Eine Million Menschen aus Syrien haben bisher in ganz Europa um Asyl angesucht. Eine recht hohe Zahl, oder? Naja, es leben auch immerhin 740 Millionen Menschen in ganz Europa. Übrigens - die Süddeutsche Zeitung befragte Geflüchtete aus Syrien nach den Gründen für ihre Flucht und fand dabei folgende interessante Tatsache raus: Nur 8% der Befragten wollen in Europa bleiben, die Mehrheit will nach Syrien zurückkehren, sobald dies möglich ist.

So, nun aber genug von Zahlen. Wir finden nämlich, dass etwas zu oft abstrakte Zahlen im Vordergrund stehen und weniger die Menschen, vor allem, wenn es um Geflüchtete geht. Natürlich braucht es oft ein paar konkrete Zahlen, um Relationen darstellen zu können. Ein interessanter Punkt ist nämlich, dass die meisten Menschen aus Syrien nicht nach Europa geflohen sind, sondern innerhalb ihres eigenen Landes nach Schutz suchen. Für diejenigen Menschen, die in Syrien geblieben sind, zählt oft alleine das Überleben. Viele haben die Städte verlassen, auf der Suche nach Sicherheit in den ländlichen Gebieten. Fast die Hälfte der syrischen Kinder kann nicht zur Schule gehen. Schulen wurden zerstört, sind von Bewaffneten besetzt oder dienen als Flüchtlingsherbergen. Teilweise findet der Unterricht in Kellern statt, um vor Luftangriffen geschützt zu sein.
Ein Großteil jener, die Syrien verlassen mussten, wartet noch immer in den syrischen Nachbarländern darauf, bald wieder in die Heimat zurückkehren zu können (wobei die Hoffnung mehr und mehr schwindet).

Deswegen beschließen viele, wenn sie es sich leisten können, die gefährliche und kostspielige Weiterreise nach Europa zu riskieren. Schmuggler verlangen einen hohen Preis, zwischen 2000 und 8000 Euro muss man schon aufbringen für ein Leben in Frieden und Sicherheit. So sind es auch meist Angehörige der Mittelschicht mit einer guten Bildung, die sich auf den Weg nach Europa machen. Für die Ärmeren ist es schier unmöglich, den Betrag für die Schmuggler aufzubringen. Oft investiert die gesamte Familie, um einen Sohn nach Europa zu schicken. In der Hoffnung, dass Frauen und Kinder später auf sicherem Weg nachkommen können.

Die Route führt für die meisten über die Türkei auf griechische Inseln und schließlich aufs europäische Festland. Die überfüllten Flüchtlingsboote, die den gefährlichen Weg über das Mittelmeer wagen und diesen viel zu oft nicht schaffen, haben wir wohl alle im Kopf. Von dort führte die Reise bisher weiter über die Balkanländer nach Österreich und Deutschland. Doch die Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien ist nun dicht und etliche Menschen sind in Griechenland gestrandet. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Wie geht es weiter? Tatsache ist, dass diese Menschen geprägt sind von Verzweiflung und Hoffnung zugleich. Verzweifelt und hoffnungsvoll werden sie weiterhin versuchen, für ihre Kinder, für ihre Eltern, für ihre Geschwister, für ihre Lieben und sich selbst ein Leben ohne Krieg und in ständiger Angst zu erreichen. Sie werden neue Wege in dieses Leben suchen und auch finden. Die Frage ist, ob ihnen weiterhin Steine in den Weg gelegt werden oder ihnen helfende Hände gereicht werden.

© AFP

Quellen und weiterführende Infos:

http://www.unhcr.at/no_cache/detail/artikel/artikel//traurige-bilanz-von-fuenf-jahren-krieg-in-syrien-1.html

http://data.unhcr.org/syrianrefugees/asylum.php

http://www.spiegel.de/politik/ausland/krieg-in-syrien-alle-wichtigen-fakten-erklaert-endlich-verstaendlich-a-1057039.html

http://www.spiegel.de/schulspiegel/ausland/syrien-zwei-millionen-kinder-gehen-nicht-zur-schule-a-1082168.html

http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-aushungern-wird-zur-kampfmethode-a-1040310.html

http://www.zeit.de/politik/2016-04/fluechtlingsrouten-europa-mittelmeer

http://www.bbc.co.uk/newsround/16979186

http://www.sueddeutsche.de/politik/umfrage-unter-syrischen-fluechtlingen-sie-fliehen-wegen-der-fassbomben-1.2681748

Bewegte Tasten

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Der Comic basiert auf der Geschichte von Aeham Ahmad. Eine Geschichte, die uns vom ersten Moment an in den Bann gezogen hat – auf vielfältige Art. Sie hat uns berührt – mit all der Hoffnung und dem Mut, den sie erzählt. Sie hat uns traurig gemacht, weil sie das Leid von Menschen, deren Alltag von Gewalt und Krieg geprägt ist, schildert. Sie hat uns aber auch freudig gestimmt, mit all der Solidarität und Empathie, die Aeham lebt und erlebt. Und sie hat uns ermutigt – in unserem Vorhaben, Geschichten von Menschen für Menschen zu erzählen.

Aeham ist 1988 in einem Flüchtlingslager namens Jarmuk geboren und aufgewachsen. Jarmuk ist ein Stadtteil der syrischen Hauptstadt Damaskus. In dem Flüchtlingslager lebten vorwiegend Palästinenser, die wegen der Konflikte mit Israel nicht mehr in ihrer Heimat bleiben konnten und deren Nachfolgen. Bis zu 160.000 Menschen wohnten dort, und in dem ursprünglichen als Zeltlager angelegten Viertel gab es Strom, Schulen, Moscheen und Krankenhäuser. Im Jahr 2011 brach in Syrien ein Bürgerkrieg aus – damit änderte sich auch das Leben in Jarmuk drastisch. Hungersnot, Gewalt und Tod bestimmten fortan den Alltag der Bewohner. Trotzdem wollten viele Menschen in Jarmuk ihre Stadt – und die Hoffnung auf ein Ende des Krieges – nicht aufgeben.

Unter ihnen der Musiker Aeham Ahmad. Er brachte sein Klavier auf die Straße und spielte dort, inmitten von Trümmern und Schutt. Seine Erklärung dafür klingt zuerst einmal sehr pragmatisch – er fand keinen beleuchteten Raum mehr, indem er hätte spielen können. Aber vor allem wollte er Hoffnung schaffen und seine eigene Hoffnung bewahren. Aeham spielte und sang in den Straßen von Jarmuk – zusammen mit Freunden und Kindern aus der Stadt. Fast jeder Mensch weiß, dass Musik oft unser Denken und Handeln beeinflussen kann. Musik ist dazu im Stande, sowohl positive aber auch negative Emotionen zu verstärken. Musik bringt Menschen ein Stück näher zusammen.

Im Frühjahr 2015 wurde Jarmuk von der Terrormiliz Islamischer Staat eingeschlossen und war großteils von jeglicher Versorgung abgeschlossen. Die wenigen tausend Menschen, die zu dieser Zeit noch dort lebten, darunter auch viele Kinder, hatten keinen Zugang mehr zu Nahrung, Wasser und Strom. Irgendwann sah auch Aeham keinen anderen Weg mehr als jenen, der ihn aus Syrien hinausführte. Im Herbst 2015 beschritt er den gefährlichen Weg von Syrien nach Europa. Seine Frau und zwei Kinder ließ er zurück – in der Hoffnung, dass sie später auf legalem und sicherem Weg nach Europa kommen können.

Aeham hatte Glück. Er schaffte den Weg von Syrien nach Deutschland. Dort fand er schon bald Anschluss, Menschen, die ihn unterstützen und auch die Möglichkeit, Klavier zu spielen. Seit Mai 2016 hat er einen positiven Asylbescheid und kann in Deutschland bleiben.

Diese Geschichte wurde inspiriert von Aeham. So einzigartig und besonders sie ist, so ist Aeham doch einer von vielen. Aeham ist ein Teil der „Flüchtlingswelle“, die im Moment Europa „überschwemmt“.

Jede dieser Geschichten ist einzigartig, jede verdient es, erzählt zu werden.

Blickwinkeln am Brunnenmarkt

Letztes Wochenende war wieder mal gemeinsames blickwinkeln angesagt. (Blickwinkel als Verb - zugegebenermaßen unsere Eigenkreation - gefällt uns irgendwie, damit können wir in einem Wort lange Wortkombinationen wie „Blickwinkel-Arbeits-Wochenende“, „Projektarbeits-Wochenende“, „Interviews führen und Comickonzepte erstellen“ zusammenfassen 😉 )

Treffpunkt ist in Wien. Bei dem herrlichen Wetter ist es klar, dass wir unser Tun nach draußen verlegen – zum Glück ist das bei unserem Vorhaben ja möglich bzw. sogar vorteilhaft.

Als Ort des Geschehens wählen wir den Brunnenmarkt und den angrenzenden Yppenplatz in Ottakring, aus mehreren Gründen: Weil die Stimmung am Yppenplatz einzigartig in Wien ist. Weil's dort gutes Essen gibt. Weil es dort so viele bunte Dinge und Menschen zu entdecken gibt. Weil es nur einen kurzen Spaziergang von Kathrins Wohnung entfernt ist (ein rationaler Grund 🙂 ). Und und und...

Wie wir bei der Ankunft dort feststellen, ist es die richtige Wahl. Am Samstag werden wir sogar von einem Straßenkunstfestival am Yppenplatz überrascht. Während wir also Geschichten besprechen und Storyboards austüfteln, gibt's Entertainment vom Feinsten gratis dazu.

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Grund genug für uns, um am Sonntag noch mal hinzuschauen. Da gibt es zwar kein Straßenfest mehr, aber ich finde, die Brunnenmarkt-Gegend hat auch am Sonntag etwas Anziehendes, es ist ein ganz eigenes Gefühl, durch die leeren Marktstände zu flanieren.

Einer der Stände ist aber nicht leer, ein Mann werkt geschäftig darin und wir beschließen spontan, ihn anzusprechen. Bei unserer Icebreaker-Frage „Was bedeutet Heimat für dich?“ muss Ömer nicht lange überlegen, seine Heimat ist und bleibt der Ort, wo er geboren und aufgewachsen ist, nämlich die Türkei, obwohl er schon seit über 20 Jahren nicht mehr dort lebt. Aus einer nur kurz geplanten Befragung wird eine 1 ½ stündige Unterhaltung. Ömer hat viel zu berichten, von seinem Leben in der Türkei, seiner Auswanderung nach Deutschland vor über 20 Jahren, seiner Umsiedlung nach Wien vor wenigen Monaten, Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und Österreich, Anfangsschwierigkeiten, dem Einschreiten bei Auseinandersetzungen am Brunnenmarkt,...

Während des Gesprächs gibt’s für uns all-inclusive-Verpflegung, Ömer kredenzt uns Lahmacun, Baklava, und diese herrliche Süßpeise, von der wir den Namen vergessen haben (alles selbst gemacht natürlich!).

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Womöglich wären wir noch Stunden bei Ömer gestanden, aber leider geht auch ein Blickwinkel-Wochenende irgendwann zu Ende... Wir ihn aber sicher wieder mal besuchen und ihr werdet bestimmt noch mehr über ihn erfahren...

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Ihr wollt immer auf dem neues Blickwinkel Stand sein? Schaut auch auf Facebook vorbei:

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Was machen wir eigentlich gerade?

In den letzten Wochen hat sich echt einiges getan. Das Blickwinkel Team war so sehr damit beschäftigt, Interviews zu führen, Hintergrundinformationen zu recherchieren und über zukünftigen Comicgeschichten zu brüten, dass Zeit für den Blog leider eher Mangelware war.

Nun möchten wir euch aber in Kurzfassung und Schnellverfahren zeigen, was in der letzten Zeit los war.

In Wien gab es Ende Jänner ein Teamtreffen, wo Blickwinkel Illustratorin Vali für die restlichen Teammitglieder mit liebevoller Hingabe und Geduld einen Workshop zum Thema Storytelling (oder „Wie mache ich aus Erzählungen Comics“) gehalten hat, außerdem wurden Interviewleitfäden ausgetüftelt und auch informelle Interviews geführt. Es war ein sehr produktives und lustiges Wochenende.

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Das darauffolgende Blickwinkel-Treffen fand dann in Graz statt, bei dem es ans Eingemachte ging. Wir erstellten aus Interviewprotokollen Comic-Konzepte und arbeiteten an einem Storyboard für den ersten hochoffiziellen Blickwinkel Comic, der bald in Druck gehen wird. (Yeah!) Aber Zeit für ein kurzes Fotoshooting blieb dann doch noch.

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Storyfoto

Natürlich sind wir auch jetzt mitten in der Recherchephase, das heißt wir führen Interviews, recherchieren Hintergrundinfos, halten ständig Augen und Ohren nach interessanten Menschen offen, skizzieren, texten, und verbildlichen gesammelte Geschichten.

An dieser Stelle kommt wie immer ein Aufruf an euch alle, mit eurer Geschichte selbst ein Teil von Blickwinkel zu werden. Gibt es ein witziges, interessantes, spannendes, berührendes, trauriges Erlebnis, das ihr mit uns teilen möchtet? Was habt ihr am Markt, im Park, im Café, auf der Demo oder im Wirtshaus erlebt? Oder kennt ihr jemanden, die oder der eine interessante Geschichte zu erzählen hat? Wir freuen uns über neue Blickwinkel!

Soviel zu unserem kurzen Rückblick auf die letzten beiden Monate, habt einen schönen Tag und haltet eure Augen offen für gewohnte und ungewohnte Perspektiven!